Liebe Afrikafreunde, vor wenigen Tagen bin ich wieder aus Afrika zurückgekehrt. Wieder war es eine Reise mit vielen bewegenden Erlebnissen. Die Dürre im Land ist immer noch präsent. Aktuell bessert sich die Lage etwas, da die meisten Flüsse wieder Wasser führen und wieder Gras für die Kühe wächst, so dass die Menschen wenigstens mit Milch versorgt sind. Als unmittelbare Folge der Dürre sind die Lebensmittelpreise stark gestiegen. So kostet beispielsweise ein Kohlkopf heute doppelt so viel wie noch vor einigen Monaten. Unsere Lebensmittelaktion vom Dezember hat vielen Menschen geholfen, über die schlimmste Zeit hinwegzukommen. Der Chief bedankte sich bei unserem jetzigen Treffen nochmals hierfür.In unserem Waisenkinderdorf sind die Kinder und Mütter wohlauf. Ich möchte eine der vielen Geschichten erzählen, die ich dieses Mal erlebt habe. Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit sind wichtige Voraussetzungen, wenn man in Afrika etwas erreichen will, wie die folgende Episode zeigt: Tando ist ein 14-jähriger Junge. Er wurde vom Lehrer nach Hause geschickt, weil seine Schulgebühren nicht bezahlt worden waren. Normalerweise würde sich in diesem Fall kein Schüler trauen, zur Schule zurückzukehren. Nicht so Tando. Am nächsten Tag kam er in die Klasse zurück und setzte sich wie gewohnt auf seinen Platz. Wieder wurde er vom Lehrer nach Hause geschickt. Doch am nächsten Tag war Tando wieder da und wollte lernen. So ging das mehrere Male. Irgendwann, als man ihn wieder heimschicken wollte, fing er bitterlich an zu weinen. Der Lehrer brachte es nicht mehr übers Herz, ihn wegzuschicken. So einen hartnäckigen, lernwilligen Schüler hatte er noch nie erlebt. Der Rektor fragte mich jetzt, ob ich für Tando die Schulgebühren übernehmen würde – sonst könne man ihm kein Zeugnis ausstellen, selbst wenn man ihn ausnahmsweise in der Schule duldete. Als ich Tando traf, fragte ich ihn, was er einmal werden wolle. Seine spontane Antwort war: „A doctor“. Ich sagte ihm, dass ich mir sicher bin, dass er mit seinem festen Willen sein Ziel erreichen wird und versprach ihm, für seine Schulgebühren aufzukommen. Der Junge war überglücklich. Was haben wir dieses Mal bei den „Big 5“ (Bildung, Landwirtschaft, Infrastruktur, Gesundheit, Frauenprojekte) erreicht?1. BildungIch habe die verschiedenen Schulen besucht, die unsere Kinder besuchen und mit Lehrerinnen und Lehrern gesprochen. Das Schulgeld für 30 Kinder für ein ganzes Schuljahr wurde bezahlt. Außerdem wurden Schuluniformen und Schulbücher besorgt. Die Berufsausbildungskosten für zwei Frauen wurden bezahlt. Unsere jüngsten Kinder im Dorf - Favoured und Bayandza - sind jetzt auch in der Schule, so dass derzeit keines unserer Kinder mehr im Kindergarten ist.2. LandwirtschaftDie Papayabäume in unserem Dorf gedeihen sehr gut und auch die Bananen. Es wurden weitere Gemüsebeete angelegt: Spinat, Salat, Rote Beete, Bohnen und Zwiebeln. Die älteren Kinder haben sich eigene Parzellen angelegt, die sie hegen und pflegen. Auch einen sehr armen Nachbarn haben wir mit Setzlingen ausgestattet. Durch die Gemüsebeete können wir zumindest einen Teil unseres Bedarfes decken. Dennoch muss noch vieles dazugekauft werden: Maismehl, Reis, Kartoffeln, Bohnen usw. 3. Infrastruktur•Unsere 2 x 5.000 Liter Tanks wurden mit frischem Wasser aufgefüllt und eine neue 19,5 kg Gasflasche besorgt.•An der sanitären Anlage waren einige kleinere Reparaturen notwendig, und die Jauchegrube wurde entleert.•Einige Betten und Tische sowie Schränke mussten repariert werden.•Die Holzpfähle für die Brunnenüberdachung waren von Termiten zerfressen und wurden jetzt durch Betonsäulen ersetzt. Das Dach wird neu errichtet – die Arbeiten sind noch im Gang. Derzeit wird auch eine Mauer als Schutz vor Erosion gebaut. •Baumaterial für die Fertigstellung eines kleinen Hauses für eine sehr arme Familie in unserer unmittelbaren Nachbarschaft wurde besorgt - es fehlten noch drei Säcke Zement, um die Fassade zu verputzen.•Nicht zuletzt wegen der Dürre plane ich noch für dieses Jahr, für die Menschen in der Gemeinde einen Brunnen an exponierter Stelle zu bohren, so dass jedermann Zugang hat. Hierzu wurden erste Gespräche mit dem Chief geführt, der sich sehr dankbar zeigte.4. GesundheitGesundheitlich geht es den Kindern und Müttern im Dorf sehr gut. Ich behandelte viele Patienten von außerhalb und stattete sie mit Medikamenten aus. Nkhosiniphile, ein junger Mann aus der Nachbarschaft, für den wir Hörgeräte besorgt hatten (siehe Berichte vom Juni und November 2015), hört jetzt viel besser und er hat große Aussicht, wieder zu seiner früheren Arbeit zurückkehren zu können. Im Krankenhaus in Hlatikulu wurde wieder der Hilfsfond für die Behandlung sehr armer Menschen aufgestockt. 5. FrauenprojekteErneut wurde einer Frau ein zinsloser Mikrokredit für den Aufbau einer Existenz zur Verfügung gestellt. Eine allein erziehende Mutter mit ihren fünf Kindern wurde unterstützt. Außerdem wurden Lebensmittel (Maismehl, Reis und Bohnen) für zwölf Gogos (Großmütter) besorgt, die jeweils alleine in ihren baufälligen Hütten leben. Schuhe, Kleidung und v. a. von uns mitgebrachte, liebevoll selbst gestrickte Socken wurden an Frauen mit ihren Kindern ausgehändigt.Danke für eure Hilfe, ohne die all dies nicht möglich wäre! Und wer wird es sein, der etwas tut, wenn es nicht wir selbst sind? Enden möchte ich mit einem Zitat von Malala aus Pakistan, die für ihren Einsatz für die Bildung von Mädchen den Friedensnobelpreis erhielt. Sie sagt:„Es gibt einen Augenblick im Leben, wo man die Wahl hat - still zu sein oder etwas zu tun. Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Bleistift können die Welt verändern.“Herzliche Grüße,