Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Update September 2020
Liebe Afrikafreunde,
im September erfuhr ich von unserer Mitarbeiterin Nomkhosi in Swaziland, dass Südafrika seine Grenzen ab 1. Oktober wieder öffnet. Das
bedeutet, dass bald wieder Flüge nach Swaziland möglich sind. Meine letzte Reise liegt lange zurück – zuletzt war ich im März in Swaziland – und
ich kann kaum erwarten, wieder dorthin zu kommen. Die Menschen in Afrika leiden besonders unter der Corona-Krise. Gerade Südafrika hatte
einen sehr harten Lockdown durchgesetzt. Auch in Swaziland war der Lockdown streng. Glücklicherweise sind die Kinder in unserem Dorf und
auch alle meine vielen Freunde und Bekannten wohlauf. Auch Sakhile, die ja auf ein Beatmungsgerät angewiesen ist, hat die Zeit bisher gut
überstanden.
Während der letzten Monate ist unsere Hilfe für die Menschen in Swaziland natürlich trotz Corona weitergelaufen. Viele Menschen haben ihre
Arbeit verloren, gleichzeitig sind die Lebensmittelpreise angestiegen. Auch die Menschen, denen wir zuvor zu einem bescheidenen
Lebensunterhalt verholfen haben, gerieten von einem Tag auf den anderen wieder in Not. Hierzu zählen auch einige alleinerziehende Mütter, die
jetzt plötzlich ihre Miete und Lebensmittel nicht mehr bezahlen konnten. Daher haben wir einen „Rettungsschirm aufgespannt“. Unsere
monatlichen Geldüberweisungen für unser Kinderdorf haben wir deutlich aufgestockt, so dass wir auch vielen anderen Menschen ermöglichen, gut
durch die Krise zu kommen.
Wie haben sich unsere Hilfsprojekte während der Coronakrise entwickelt?
Bildung:
Das „Homeschooling“ in Swaziland läuft teilweise über das Radio (!), daher haben wir für mehrere Familien Radiogeräte gekauft. Die
Universitäten sind zum Teil geöffnet und so wurden einige Semestergebühren für einige unserer Studenten weiterbezahlt. Derzeit ermöglichen wir
für neun Student*innen ein Studium. Judith, unsere Mutter im Dorf, besorgte warme Kleidung für die Kinder, da es jetzt im Winter auf dem langen
Weg zur Schule sehr kühl ist.
Landwirtschaft:
Wir haben wegen der Corona-Krise unseren Gemüsegarten im Kinderdorf vergrößert und auch Setzlinge für andere Familien besorgt, was deren
Autonomie weiter stärkt.
Infrastruktur:
Den Kindern in unserem Waisenkinderdorf geht es gut. Einige Fenster mussten zwischenzeitlich repariert werden. Was die Stromversorgung
betrifft, so sind wir ja durch die vorhandene Photovoltaikanlage unabhängig. Wir sind dennoch sehr froh, dass unser Kinderdorf jetzt an das
öffentliche Stromnetz angeschlossen wird. Das gewährt uns doppelte Sicherheit. Hierfür wurden einige Gebühren fällig. Mit dem künftigen öf-
fentlichen Stromnetz ist das Licht deutlich heller, was das abendliche Lernen der Kinder erleichtert, zumal die Dämmerung früh hereinbricht.
Gesundheit:
Für einige chronisch kranke Menschen, die ich schon seit vielen Jahren betreue, wurden wieder die nötigen Medikamente bezahlt. Sakhile
bekommt darüber hinaus noch einen Extrabonus für die Stromkosten, da ihr Beatmungsgerät ständig in Betrieb ist und sie sich die reguläre
Stromrechnung gar nicht leisten könnte. Ein tragisches Schicksal ereilte eine mir bekannte Familie, wo die Mutter ihr drei Tage altes Baby
morgens tot im Bettchen auffand. Es handelte sich wahrscheinlich um einen plötzlichen Kindstod. Hier haben wir die Kosten für einen kleinen
Sarg übernommen.
Frauenprojekte:
Wir unterstützen alleinerziehende Frauen, die durch die
Krise aktuell ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen können.
Im übertragenen Sinne bezahlen wir „Kurzarbeitergeld“,
damit sie über die Runden kommen und nach der Krise
wieder selbständig sein können.
Small business:
Wir gewährten einer Frau das Startkapital, um einen
Gemüsestand zu eröffnen.
Needy people:
Im Rahmen einer von mir telefonisch organisierten Aktion
haben vier Mitarbeiterinnen vor Ort Lebensmittel für 88
Familien besorgt: Reis, Bohnen, Mehl, Öl und Seife wurden
direkt an die Familien verteilt. Auch die Familie des
alleinerziehenden Vaters Shabangu aus Piggs Peak mit
seinen vier Kindern erhielt Unterstützung zum Kauf von
Lebensmitteln. Für die behinderte Thando, die ja unter
widrigsten Umständen leben muss, wurden Windeln und
Lebensmittel gekauft.
Erfreulicherweise ist die Pandemie in Afrika bisher relativ mild verlaufen. Bei einer Gesamtbevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen gab es auf
dem ganzen Kontinent 34.000 Tote. Das sind weniger als allein in Großbritannien. Die Befürchtungen, das Corona-Virus würde sich in den Slums z.
B. in Kapstadt massiv ausbreiten, sind zum Glück so nicht eingetreten. Außerdem dachte man, dass angesichts der hohen Anzahl von HIV-positiven
Menschen die Sterblichkeit in Afrika besonders hoch sein würde. Auch das ist nicht passiert – weil die afrikanischen Bevölkerung im Schnitt sehr
jung ist.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona sind jedoch verheerend. Gerade in armen Ländern ohne soziales Sicherheitsnetz sind viele
Menschen in Not geraten. Außerdem sind inzwischen in Afrika viele Tausend Kinder an Masern gestorben, weil die Masernimpfungen wegen Corona
nicht wie geplant durchgeführt werden konnten. Man rechnet außerdem mit vielen zusätzlichen Malaria-Toten, da auch das Verteilen von
Moskitonetzen schwierig geworden ist.
Ich hoffe sehr, dass ich schon bald wieder nach Swaziland reisen kann. Dann möchte ich eine große Menge Lebensmittel für viele Menschen
besorgen und verteilen. Die letzten Monate haben mir einmal mehr gezeigt, dass ich mich nach den vielen Jahren auf mein treues Team in
Swaziland verlassen kann. Ich bin sehr stolz auf meine Freunde dort, die unsere Aktionen so gut umgesetzt haben. Und es berührt mich sehr,
wenn sie mir schreiben: „Dokotela, we miss you…“
Liebe Freunde, passen Sie auf sich auf und bleiben Sie alle gesund.
Vielen Dank für die treue Unterstützung!
Herzliche Grüße