Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht Februar 2023
Liebe Afrikafreunde!
ich bin gerade aus Afrika zurückgekehrt und sitze im Zug von Frankfurt nach Mannheim. Es ist sehr still, niemand spricht miteinander. Viele
Reisende sind mit dem Handy beschäftigt, andere haben den Blick gesenkt oder starren aus dem Fenster. Kein Lächeln, leere Blicke. Ich möchte
nicht urteilen, aber wenn man gerade aus Afrika zurückkommt – welch ein Unterschied! Wer schon einmal an einem afrikanischen Busbahnhof oder
Bus saß, weiß, was ich meine. Da ist Leben. Leben ist miteinander sprechen, sich austauschen, anschauen, zuhören. Bei uns hier scheint sich eine
Art digitale Autonomie zu entwickeln. Dabei sind wir soziale Wesen. Analoges Miteinander ist durch nichts zu ersetzen und essentiell für unser
Wohlbefinden.
Der Aufenthalt in Afrika war auch dieses Mal etwas Besonderes, nicht zuletzt, weil mein Bruder Klaus und seine Frau Tanja für einige Tage mit dabei
waren. Es gab wieder so viele besondere Begegnungen: Da war die 12-jährige Silinzile, für die wir jetzt das Schulgeld bezahlen. Ihre allein
erziehende Mutter konnte sich das Schulgeld nicht leisten und dennoch war Silinzile tagelang immer wieder kilometerweit zur Schule gelaufen, um
dort lernen zu dürfen. Doch die Lehrer schickten sie jedes Mal weg. Silinzile gab nicht auf und kam jeden Tag wieder – das sprach sich schließlich
herum. Als ich von der Geschichte hörte, nahm ich das Mädchen spontan in unser Schulprogramm auf. Jetzt traf ich dieses außergewöhnliche
Mädchen in ihrer Schule und versprach ihr, dass wir ihre Schulgebühren übernehmen. Die strahlenden Augen dieses Mädchens zu sehen – solche
Momente bleiben unvergesslich. Sehr glücklich war auch Quondile, die mich um Bücher zur Weiterbildung gebeten hatte. Diese brachte ich ihr nun
mit. Dazu muss man wissen, dass Bücher für die meisten Familien in Esawtini unerschwinglich sind. Und da war natürlich auch Khumbuzile, eine
behinderte junge Studentin, der die Regierung kurzerhand ohne Begründung das Stipendium gestrichen hatte. Wir haben jetzt ihre Studiengebühren
übernommen.
Was haben wir dieses Mal bei den „Big 7“ erreicht?
1. Bildung
Der Schwerpunkt unserer jetzigen Tätigkeit war die
Bezahlung der Schulgebühren, da im Februar das neue
Schuljahr beginnt. Die ersten sieben Jahre Primary School
(vergleichbar der Grundschule) sind kostenlos. Für eine
Ausbildung oder ein Studium sind aber weitere fünf Jahre in
einer weiterführenden Schule (High School) nötig. Das
können sich die meisten Familien schlicht nicht leisten.
Deshalb gibt es auch so viele verzweifelte Kinder wie
Silinzile. Was geschieht mir diesen Kindern? Sie bleiben zu
Hause und helfen ihren Eltern. Die Jungen hüten die Kühe,
die Mädchen helfen im Haushalt. Doch ohne Ausbildung
keine Zukunftsperspektive, und so heiraten sie oft im
jungen Alter. Die Mädchen werden früh schwanger –
teenager pregnancy – und die Armut setzt sich in der
nächsten Generation fort. Daher ist Bildung so wichtig. Und
hier setzt unsere Arbeit an. Wir zahlen derzeit das Schulgeld
für fast hundert Schulkinder sowie Studiengebühren für rund
20 Studierende. Auch viele Schuluniformen und -materialien
wie exercise books, school bags und auch ein Laptop für
eine unserer Studentinnen haben wir besorgt.
2. Landwirtschaft
Für eine Familie haben wir die Kosten bezahlt, ein großes
Feld mit einem Traktor zu pflügen, damit sie hier Mais
anbauen kann.
3. Infrastruktur
Wir haben einen 43 m tiefen Trinkwasserbrunnen gebohrt.
Einige Frauen werden hier Gemüse für den Eigenbedarf
anbauen und die Mehrproduktion verkaufen – eine wichtige
Einkommensquelle für die Familien und ein typisches
Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe. Am Brunnen unweit der
Straße kommen viele Schulkinder auf ihrem kilometerlangen
Schulweg vorbei. Jetzt können sie sich hier mit Wasser
erfrischen. Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Nur
drei Tage können wir ohne Wasser überleben, aber immerhin
30 Tage ohne Essen. Und gerade in den ländlichen Gebieten
ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser enorm wichtig, auch
für die Hygiene und damit zur Krankheitsprävention.
Weltweit haben über eine Milliarde Menschen (!) noch
immer keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und ein
Drittel der Weltbevölkerung verfügt nicht über eine Toilette.
Angesichts solcher Zahlen sieht man so manche
Luxusdebatte, die wir in Europa führen, mit anderen Augen.
4. Gesundheit
Ich habe wieder viele Kranke behandelt und die notwendigen Medikamente besorgt.
5. Frauenprojekte
Für andere allein erziehende Mütter haben wir Lebensmittel besorgt.
6. Small businesses
Für Siphiwe, die aus dem Verkauf von Gemüse in ihrem kleinen Gemüsestand ihre ganze Familie versorgt, haben wir erneut das stocking
(Gemüseankauf zum Weiterverkauf) besorgt.
7. Needy people
Auch dieses Mal haben wir viele Lebensmittel verteilt. Zwei feeding center versorgten wir mit Essen. Dort werden bedürftige Kinder von
Ehrenamtlichen bekocht und versorgt. Für zehn Gogos und ihre Enkelkinder kauften wir Lebensmittel ein, und wieder einmal haben wir viele, viele
mitgebrachte Kleidungsstücke verteilt.
Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Eswatini zu helfen.
Herzliche Grüße