Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht August 2022
Liebe Afrikafreunde,
wie gut haben wir es doch hier in Deutschland! Das wurde mir dieses Mal noch bewusster als sonst. Sicher – auch hierzulande gibt es Probleme,
aber das Lebensnotwendige haben wir, z. B. fließendes, sauberes Wasser, genügend zu Essen, adäquate medizinische Versorgung, und unser
Sozialstaat fängt viele Bedürftige auf. Im globalen Süden sieht das leider anders aus. Auch in Eswatini/Swaziland gibt es für Mittellose und
„Gestrandete“ keine staatliche Absicherung. Dies ist brutal und viele Menschen sterben, obwohl man ihnen medizinisch hätte helfen können.
Aktuell bringen auch die teuren Lebensmittel viele Menschen in große Not. Mit dem Waisenkinderdorf haben wir unseren Kindern eine sichere
Oase geschaffen. Die drei Mütter kümmern sich rund um die Uhr um sie, und unser Wachmann garantiert die Sicherheit nachts. Alle im Dorf sind
gesund und wohlauf. Unseren „Aktionsradius“ dehnen wir immer weiter aus, damit wir auch möglichst viele Menschen in der Peripherie der
ländlichen Gegend erreichen. So haben wir in unserem Dorf jetzt wieder eine Lebensmittelabgabe für die bedürftigsten Familien der Umgebung
organisiert.
Ich habe wieder so vieles erleben dürfen. Dabei erging es mir wie immer: Ich denke dann fast nie an Deutschland, so intensiv und emotional sind
die Momente, z. B. wenn sich Menschen für die kostenlosen Lebensmittel bedanken. Oder die Highlights, die mich gerade als Arzt glücklich
machen:
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Im April hatte ich von der Frau am Straßenrand mit offenen Unterschenkelwunden berichtet. Nun traf ich sie wieder – dank der Behandlung
und Salben sind ihre Wunden inzwischen vollständig verheilt.
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Der 14-jährige Junge, dem ich im April wegen seiner Unterarmfraktur einen Gipsverband angelegt hatte, ist wieder fit, alles ist gut verheilt. I
am happy!
Viele Patienten habe ich wieder behandelt, u. a. zwei
Kinder mit ausgeprägter Krätze am ganzen Körper mit
entsprechenden Kratzspuren. Sie bekamen eine Lotion zum
Auftragen gegen Juckreiz. Oder die Frau, die eine
auffällige „Hautzeichnung“ an der rechten Wange sowie ein
geschwollenes Auge hatte. Hier handelte es sich um eine
seltene Larva migrans cutanea. Das sind Wurmlarven, die
unter der Haut umherwandern und neben Entzündungen
starken Juckreiz verursachen. Vor Jahren hatte ich eine
dreimonatige Ausbildung am Bernhard-Nocht-Institut für
Tropenmedizin in Hamburg absolviert. Diese kam mir jetzt
zugute und ich konnte die richtige Diagnose stellen. Das
benötigte Medikament war zwar nirgends erhältlich,
alternativ konnte ich der Patientin aber einen anderen
Wirkstoff in Sprayform besorgen.
Was haben wir dieses Mal bei den „Big 7“ erreicht?
1. Bildung
Zwei weitere Studentinnen/en („Kinder“ aus unserem Dorf,
die mittlerweile herangewachsen sind) kamen auf unsere
„Sponsorliste“. Künftig übernehmen wir ihre
Studiengebühren.
Da ist Gcebile, die als kleines Mädchen in unser Dorf kam.
Als sie 7 Jahre alt war, starb ihre Mutter, drei Jahre später
auch der Vater. Dann kam sie mit ihrem jüngeren Bruder
Sikhumbuzo zu ihrer Gogo, die aber selbst kaum über die
Runden kam. Daher bat sie uns damals um Hilfe. Wir
nahmen beide bei uns auf. Gcebile ist heute eine
selbstbewusste junge Frau und wird nun eine Ausbildung
zur Lehrerin beginnen.
Da ist Mzwakhe, der 11 Jahre alt war, als seine Mutter
starb. Seinen Vater hat er nie kennen gelernt. Bis 13 lebte
er bei seiner Gogo. Nachdem diese starb, kam er 2012 in unser Dorf. Jetzt beginnt er jetzt ein Studium für Information Technology.
Außerdem haben wir einige Schuluniformen und -taschen besorgt. Und unsere Kinder im Dorf sind immer für Überraschungen gut: Favoured hat
bei einem Schülerwettbewerb über Global Warming den ersten Preis und ein Tablet gewonnen.
2. Landwirtschaft
Erneut besorgten wir zahlreiche Setzlinge für den Gemüsegarten.
3. Infrastruktur
In unserem Dorf waren einige Reparaturarbeiten notwendig: Zwei Türen wurden ersetzt und sanitäre Arbeiten erledigt. Alle Häuser erhalten einen
neuen Anstrich – hierfür besorgten wir Farbe. Mittlerweile dient der Trinkwasserbrunnen in unserem Dorf auch als Zwischenstation für Kinder von
außerhalb, die auf dem teils kilometerlangen Schulweg hier Halt machen und etwas trinken können.
4. Gesundheit
Ich habe viele Menschen behandelt und Medikamente für sie besorgt. Wir übernahmen auch die Zahnarztkosten für eine Patientin. Der
nächstgelegenen Gesundheitsambulanz übergab ich 200 FFP2-Gesichtsmasken sowie Blutdruckgeräte und Stethoskope. Diese Klinik dient der
Landbevölkerung als erste „Anlaufstation“. Die Krankenschwestern dort behandeln u. a. zahlreiche Tuberkulosekranke und freuten sich besonders
über die Gesichtsmasken. Für die vier Behandlungsräume gab es bisher nur zwei Blutdruckgeräte – diese Lücke konnten wir jetzt schließen.
5. Frauenprojekte
Siphiwe, eine allein erziehende Frau, hat fünf Monate alte Zwillinge. Das wenige Einkommen, das ihr Gemüsestand hergibt, muss auch noch für
ihre Mutter, ihre Schwester, deren beiden Kinder und ihren behinderten Bruder reichen. Indem wir nun ihre Mietkosten übernommen haben,
konnten wir zumindest für etwas Entlastung sorgen.
6. Small businesses
Für zwei Frauen wurden stocking bezahlt, also den Grundstock zum Betreiben eines Gemüsestandes.
7. Needy people
Die Hauptaktion dieses Mal war eine Lebensmittelausgabe an 74 besonders bedürftige Familien. Jede Familie erhielt 10 kg Reis, 5 kg Maismehl, 5
kg Bohnen, 10 kg spezielles Maismehl für Kinder, 2 Liter Sonnenblumenöl sowie Seife. Insgesamt konnten wir mit den mehr als zwei Tonnen
Lebensmitteln rund 750 Menschen für die nächsten Monate mit Nahrung versorgen. Auch an einem anderen Ort - einem feeding center-, wo
Frauen ehrenamtlich für arme Kinder kochen - habe ich Lebensmittel abgegeben. Außerdem haben wir wieder viel Kleidung verteilt.
Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Swaziland zu helfen.
Herzliche Grüße,