Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht November 2021
Liebe Afrikafreunde,
Ende November war ich wieder in Swaziland. Kurzfristig – wie auch sonst in diesen Zeiten, in denen man kaum lange im Voraus planen kann. Zum
einen gibt es immer noch die Proteste der Bevölkerung, die mehr Demokratie fordert. Der König hat jetzt erstmals Gesprächsbereitschaft
signalisiert, weshalb es gerade relativ ruhig ist. Dafür wurde ich von „Omikron“ überrascht. Zwar war die neue Corona-Variante während meines
Aufenthalts in Swaziland nicht präsent, das alltägliche Leben nahm seinen gewohnten Gang. Dennoch wurde Swaziland als Nachbarland zu
Südafrika zum Virusvariantengebiet erklärt. Ich hatte Glück, dass Bundesregierung und Lufthansa zumindest deutschen Staatsangehörigen die
Rückreise ermöglichten – wenn auch verbunden mit einer 14-tägigen anschließenden Quarantäne.
Den Kindern in unserem Dorf geht es gut. Alle haben neue Kleider und Schuhe bekommen. Endlich können sie auch wieder zur Schule gehen. Sie
haben sich so sehr darüber gefreut! Die Schulen waren während der Unruhen sowie pandemiebedingt lange geschlossen. Nach wie vor sind die
Kinder weltweit die am meisten Leidtragenden der Pandemie. Ihre Bildung und Ausbildung und damit ihre Zukunft steht auf dem Spiel.
Unser Dorf ist jetzt an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. So konnten wir erstmals einen Kühlschrank und ein elektrisches Bügeleisen
besorgen. Bisher musste ein Gussbügeleisen aufwändig auf dem Gasherd angewärmt werden. Durch die Solaranlage sind wir doppelt abgesichert,
was den Strom betrifft. Wassermäßig sind wir sogar dreifach abgesichert: Anschluss an das öffentliche Wassernetz, dazu Wassertanks und der
Brunnen!
Was haben wir dieses Mal erreicht?
1. Bildung:
Für Victoria, die Health & Safety studiert und Skanyiso, der
Science studiert, wurden Studiengebühren bezahlt. Für
Ashley kauften wir Reißverschlüsse, Stoffe, Knöpfe usw. –
Utensilien, die sie für ihr Studienfach Designing benötigt.
Für Mbalis Schulprojekte besorgten wir einen Laptop und
Thabisile erhielt ein Mobiltelefon für Online-Hausaufgaben.
Neliswa absolviert auf unsere Kosten eine Ausbildung zur
Krankenschwester im Good Shepard Hospital in Siteki. Sie
erwähnte ganz nebenbei, dass sie täglich über zwei Stunden
dorthin zu Fuß unterwegs ist und oft völlig durchnässt
ankommt. Abends nach getaner schwerer Arbeit als
Krankenschwester geht es denselben beschwerlichen Weg
zurück – unzumutbar. Ich war mir dessen gar nicht bewusst
gewesen. Nun haben wir ihr ein Busticket für die nächsten
Monate gekauft. Jetzt ist sie so glücklich, dass sie einfach
in den Bus sitzen kann!
2. Landwirtschaft:
Für Gogo Ndzimandze, unsere Nachbarin, die sich auch um
viele Kinder kümmert, haben wir ein großes Feld mittels
Traktor pflügen lassen und Mais eingesät. Außerdem haben
wir ihr zur Soforthilfe für die Kinder Lebensmittel gekauft
(Reis, Maismehl, Bohnen, Kochöl, Obst). Mehreren Familien
kauften wir Gartengeräte und Pflanzensetzlinge für den
Eigenanbau.
3. Infrastruktur:
Installateur Raymond leerte den septic tank im Kinderdorf.
An den Häusern brachten wir solarbetriebene
Außenleuchten an, die insbesondere nachts die Sicherheit
erhöhen. Für zwei Familien beglichen wir die
Stromrechnung, für eine weitere Familie wurde eine
defekte Wasserleitung repariert. Unsere Kinder bekamen
neue Tassen, Teller und andere Haushaltsartikel.
4. Gesundheit:
Ich habe wieder kranke Menschen behandelt, außerdem viele Medikamente und FFP2-Masken verteilt. Bei einem meiner Hausbesuche traf ich
erstmals auf Gogo Ndwandwe. Sie hatte Schmerzen an ihrem geschwollenen rechten Unterschenkel und sie erzählte mir, dass sie sich in den
1980er Jahren bei einem Autounfall eine Fraktur zugezogen hatte, die operiert wurde. Leider steht seither der Unterschenkel um ca. 30° nach
außen ab, was eine volle Belastung des Beines unmöglich macht. Da auch die ganze rechte Körperseite durch den Unfall geschwächt ist und sie
zuhause nur in einem Stuhl sitzen konnte, war nach all den Jahren auch ihr Rücken stark verkrümmt, zumal ihr Plastikstuhl keine Armlehne hatte,
an der sie sich in eine gerade Position hätte rücken können. So war sie ständig auf fremde Hilfe angewiesen. Dieser Frau haben wir
Unterarmgehstöcke besorgt, und nach einigen Versuchen schaffte sie es tatsächlich, alleine zu gehen. Zwar noch recht mühsam, doch es ist ein
Anfang hin zu mehr Autonomie. Sie kann jetzt zum Beispiel selbstständig die Toilette erreichen.
5. Frauenprojekte:
Weiterhin läuft unsere Unterstützung für allein erziehende Frauen, die von uns monatliche Zuwendungen für Lebensmittel und Miete erhalten.
Aktuell übernahmen wir auch die Bestattungskosten für ein Familienmitglied einer unserer unterstützten Frauen.
6. Small Businesses:
Nolungelo haben wir mit einem kleinen Startkapital ermöglicht, als Sales Agent für eine Telekommunikationsfirma zu arbeiten, wo sie
selbstständig Telefonguthaben vermittelt.
7. Needy People:
Die Versorgung der vielen bedürftigen Menschen bleibt eine enorme Herausforderung und wurde weiter geführt. Die Situation hat sich zuletzt
noch verschlimmert, weil die Lebensmittelpreise stark gestiegen sind und viele Menschen – nicht zuletzt pandemiebedingt – ihre Arbeit verloren.
Home-Based Care for Gogos:
Dieses Projekt ist neu, es zielt auf die Versorgung alleinstehender Großmütter, die – von Staat und Gesellschaft allein gelassen – zuweilen
würdelos dahindarben. Judith, eine unserer Mütter im Dorf, hat dieses Projekt initiiert und es liegt ihr sehr am Herzen. Sie kennt all die Gogos in
der Umgebung und will deren Lebenssituation verbessern. Wir haben viele Lebensmittel besorgt und direkt bei den Gogos abgegeben. Die Freude
war riesig!
Vielen Dank für die Unterstützung, den Menschen in Swaziland zu helfen. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund.
Herzliche Grüße