Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht März 2020
Liebe Afrikafreunde,
gerade wieder bin ich aus Swaziland zurückgekehrt. Im Februar fängt dort das neue Schuljahr an und so wurden jetzt die jährlichen
Schulgebühren fällig, außerdem Schulbücher, -uniformen und -schuhe. Letztere sind durch den kilometerweiten Fußmarsch zur Schule über
„Stock und Stein“ immer schnell verschlissen. Ich traf mich auch mit den headmasters - den Rektoren - und sprach mit ihnen über Befinden und
Leistungen unserer Schüler/-innnen. Schulkinder haben wir an vielen verschiedenen Orten in Eswatini. Dort, wo vor vielen Jahren alles begann –
nämlich in Hlatikulu, wo ich auch zwei Jahre als Arzt gearbeitet habe – sind zwei unserer Schülerinnen schwanger geworden und mussten die
Schule verlassen. Ganz im Gegensatz zu den Vätern, die – sofern sie auch Schüler sind – dort weiterlernen dürfen. Eine Ungerechtigkeit, die auch
in anderen afrikanischen Ländern praktiziert wird. Ich frage mich, wie die Zukunft dieser Teenager jetzt aussehen wird. Mit unserem Fokus auf
Bildung wollen wir ja gerade solche Probleme verhindern, doch wie man sieht – es gelingt nicht immer.
Den anderen Schulkindern geht es gut, alle sind ins neue Schuljahr versetzt worden. Für Wetfu, ein 8-jähriges Waisenkind, haben wir die Kosten
für eine Internatsunterbringung bezahlt, da ihr Onkel, bei dem sie lebt, sie missbrauchte. Im Internat ist sie jetzt sicher und kann weiter zur
Schule gehen. Vier unserer Schüler haben die Schule beendet und beginnen jetzt ein Studium an der Universität. Die Studiengebühren kosten pro
Student und Jahr 1.000 €, doch Bildung ist unsere Kernaufgabe. Daher fließt hier auch in diesen Bereich der Großteil unserer Hilfsgelder. Vuelva,
deren Studium wir auch finanziert hatten, hat ihr Wirtschaftsstudium mittlerweile erfolgreich beendet und ist jetzt auf „job-hunting“, also auf
Stellensuche (siehe Foto).
Dann habe ich ärztliche Sprechstunden für die Menschen
in unserer Nachbarschaft gehalten und Patienten mit
Medikamenten versorgt. Sakhile, die schwerkranke junge
Frau, die ständig auf ein Sauerstoffgerät angewiesen ist,
habe ich dieses Mal im Krankenhaus angetroffen. Die
hygienischen Zustände dort sind katastrophal. Sakhile lag
in einem Krankensaal mit vierzig anderen Kranken, die
zusätzlich alle noch eine private Helferin dabei hatten –
Pflegepersonal gibt es nämlich viel zu wenig. Diese
Helferinnen schlafen nachts auf ausgerollten Matratzen
auf dem Steinboden, so dass sich insgesamt achtzig
Menschen im Saal befinden. Sakhile war zwei Wochen
zuvor mit Fieber und Tuberkulose-Verdacht eingewiesen
worden. Glücklicherweise bestätigte sich der Verdacht
nicht, und so konnte ich sie während meines Aufenthaltes
wieder nach Hause holen. Sie war aber immer noch
traumatisiert von der einen Nacht in der Klinik. Sie war
dort beinahe erstickt, weil die Sauerstoffanlage im
Krankenhaus nicht richtig funktionierte. Auch bei ihr
zuhause gibt es Unsicherheiten, weil es immer wieder zu
Stromausfällen kommt – teils unwetterbedingt, teils, weil
der Strom einfach mal für einige Stunden abgestellt wird.
Ich habe Sakhile ein tragbares Sauerstoffgerät
versprochen, welches acht Stunden über einen Akku
laufen kann. Das neue Gerät kostete 2.500 € und wird
relativ klein und leicht sein, so dass Sakhile vermehrt am
täglichen Leben teilnehmen und auch mal alleine das Haus
verlassen kann. Vielleicht wird es ihr dann auch möglich
sein, die 30 m leicht ansteigenden Weg vom Haus zur
Straße hin zu bewältigen.
In unserem Kinderdorf geht es den Kindern sehr gut, und auch die Mütter sind wohlauf. Judith hatte Glück, als sie vor wenigen Wochen außerhalb
des Dorfes beinahe von einer Kobra gebissen wurde. Die Kobra hatte sich vor Judith aufgerichtet und befand sich auf Kopfhöhe in nur zwei Meter
Entfernung, griff zum Glück aber nicht an, so dass Judith unverletzt blieb. Ich habe auch Nthando besucht, die behinderte junge Frau. Sie hat
sich wieder so sehr gefreut, als sie mich sah! Glücklicherweise hat sie ihre Mutter jetzt ins Haus geholt, so muss sie nicht mehr in der
„hundehütten-ähnlichen“ Behausung dahinvegetieren. Wir besorgten ihr frische Lebensmittel und Windeln.
Was haben wir dieses Mal bei den „Big 7“ erreicht?
1. Bildung:
Für 70 Schülerinnen und Schüler bezahlten wir das Schulgeld, für zwölf Studentinnen und Studenten die Studiengebühren. Für drei
Kindergartenkinder wurden Gebühren und Transportkosten bezahlt. Außerdem wurden Bücher, Uniformen und Schuhe gekauft.
2. Landwirtschaft:
Unser Gemüsegarten im Dorf wurde bepflanzt.
3. Infrastruktur:
In unserem Waisenkinderdorf waren einige Reparaturen fällig, die von einem örtlichen Installateur erledigt wurden.
4. Gesundheit:
Viele kranke Menschen wurden behandelt und mit Medikamenten versorgt. Die Krankenhauskosten für den stationären Aufenthalt von Sakhile
wurden übernommen sowie Zahnbehandlungskosten für Maziya.
5. Frauenprojekte:
Wir unterstützen vor Ort Frauen, die andere Frauen über ihre Rechte informieren, wenn sie Opfer von Gewalt werden.
6. Hilfe für Bedürftige:
Viele bedürftige Menschen wurden direkt mit Lebensmitteln und Kleidung versorgt, hierbei handelte es sich hauptsächlich um Großeltern, die
allein mit ihren Enkeln – Waisenkinder – leben.
7. Small Business:
Für Rose (die Mutter von Neo, über die wir bereits berichtet hatten), haben wir ein Startkapital zum Betreiben eines Gemüsestandes zur
Verfügung gestellt (siehe Foto).
Als ich Swaziland Anfang März verließ, gab es dort nur einen Corona-Fall. Bis heute sind nur wenige Neuinfektionen hinzugekommen. Ich hoffe,
das bleibt so, denn dieses Virus würde in Swaziland auf unzählige immungeschwächte Menschen treffen – einerseits durch HIV/AIDS, andererseits
durch armutsbedingte Mangelernährung. Zudem würde das schon jetzt defizitäre Gesundheitswesen sofort kollabieren. „Let`s hope for the
best…”
Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Swaziland zu helfen. Passt auf euch auf und bleibt gesund.
Herzliche Grüße