Liebe Afrikafreunde,eigentlich wollte ich erst in einigen Wochen nach Swaziland fliegen, aber ich hatte das starke Gefühl, dass ich mich früher auf den Weg machen sollte. Rückblickend war das genau richtig, denn als ich in Swaziland/Eswatini ankam, erfuhr ich, dass Judith – unsere Mutter im Waisenkinderdorf – erkrankt war und sogar operiert werden musste. So konnte ich alles organisieren. Judith geht es wieder gut, sie wurde bald aus der Klinik entlassen und ist bereits zurück im Kinderdorf. Auch Familie Shabangu – der allein erziehende Vater mit seinen vier Kindern – geht es gut. Für sie hatten wir ja ein kleines Häuschen gebaut. Jetzt haben wir noch das Material für einen Zaun zum Anlegen eines Gemüsegartens besorgt. Bisher hatten sie nichts anbauen können, weil die Setzlinge immer von den Ziegen des Nachbarn gefressen worden waren. Für die älteste Tochter Sakhile kaufte ich eine Schubkarre, mit dem sie überschüssiges Gemüse transportieren und auf dem Markt verkaufen kann. Dann bat man mich, eine behinderte junge Frau zu besuchen. Vor einigen Monaten war in der Zeitung in Swaziland ein Aufruf an die Bevölkerung ergangen, für eben diese Frau zu spenden, weil sie unter erbärmlichen Verhältnissen lebt – leider bisher ohne Erfolg. Als ich ankam, führte mich die Mutter nicht etwa in ein kleines Haus, sondern eine schäbige Hütte, die der Familie als Küche dient. Zwischen den Wänden und dem Dach klaffte rundherum ein 20cm breiter Spalt, die Wände hatten viele Risse. Und dort, auf einem metallenen Bettrahmen in der Ecke, haust diese junge behinderte Frau – Nomsa – auf einer dünnen, ausgefranzten Matratze. An beiden Händen hatte sie Narben, denn sie biss sich hinein, wenn sie Hunger hatte… Ich traute meinen Augen nicht. Unter welch menschenunwürdigen Bedingungen Nomsa leben musste! Die Mutter erzählte, dass Nomsa behindert geboren wurde und sie in dieser baufälligen Hütte untergebracht ist, weil sie im Elternhaus durch ihre unkontrollierten und ausladenden motorischen Bewegungen bereits einige Gegenstände kaputt gemacht hat. Man bedenke: Es ist jetzt Winter in Swaziland. Regen und kalter Wind pfeifen unerbittlich durch die Hütte. Ich war wirklich geschockt.Wir haben ihr schließlich einen Rollstuhl besorgt. Es war tatsächlich einer meiner bisher emotionalsten Augenblicke in Swaziland, als Nomsa zum allerersten Mal im Rollstuhl saß. Sie begann laut zu lachen und wollte gar nicht mehr aufhören. Sie schaute sich neugierig um – endlich bekommt sie mehr von ihrer Umgebung mit, endlich erhalten ihre Sinnesorgane mehr Eindrücke: hier läuft ein Huhn, dort fliegt ein Vogel, … Da Nomsa inkontinent ist, kauften wir auch Windeln. Wir besorgten dieser bitterarmen Familie Essen für einen Monat und nahmen sie in unser monatliches Budget auf. Das bedeutet, sie erhalten von nun an regelmäßig monatlich Lebensmittel – wie wir es beispielsweise auch bei der Familie von Nokuphila und natürlich für unser Waisenkinderdorf machen. Und: Direkt neben der Küche ist noch ein wenig Platz für ein kleines, aber richtiges Häuschen für Nomsa. Das Haus werden wir bereits in wenigen Monaten bauen, wenn ich wieder vor Ort bin. Wie in vielen Teilen der Welt hat auch in Swaziland die Gewalt gegen Frauen und Kinder zugenommen. Die Organisation Swaziland Rural Women`s Asembly (SRWA) unter ihrer Vorsitzenden Zakithi Sibandze klärt Frauen in ländlichen Gebieten über ihre Rechte gegenüber gewalttätigen Ehemännern auf. In besonders schlimmen Fällen vertritt die Organisation die Opfer auch vor Gericht. Wir haben nun die Ausbildung zweier Frauen übernommen, die diesbezüglich in Malindza tätig sein werden – dem Gebiet, wo sich auch unser Waisenkinderdorf befindet. Ich habe außerdem wieder viele Patienten behandelt und etliche Medikamente verteilt. Zudem haben wir viele Lebensmittel direkt zu den bedürftigen Menschen gebracht. Was haben wir dieses Mal bei den „Big 5“ (Bildung, Landwirtschaft, Infrastruktur, Gesundheit, Frauenprojekte) erreicht?1. Bildung:Sämtliche Schulgelder, -materialien und -uniformen für das Jahr 2019 hatten wir bereits im Februar bezahlt. Jetzt gab es nur noch einige wenige Bücher, Uniformen und Gebühren für Nachzügler zu begleichen.2. Landwirtschaft:Wir besorgten neue Pflanzensetzlinge für unseren Gemüsegarten. Die Shabangu-Familie in Picks Peak erhielt sämtliche Materialien zur Errichtung eines Zauns zum Anlegen eines Gemüsegartens und außerdem Setzlinge.3. Infrastruktur: Unser Brunnen im Dorf musste repariert werden, jetzt läuft das Wasser wieder. 4. Gesundheit:Viele Patienten wurden von mir behandelt und Medikamente besorgt. Für Judith, unsere Mutter im Waisenkinderdorf, wurden die Krankenhauskosten übernommen. Für Nomsa besorgten wir einen Rollstuhl. 5. Frauenprojekte: Viele Lebensmittel wurden verteilt an die Bedürftigen. Die Familie von Nomsa wurde neu in unser Programm aufgenommen. Ausbildungskosten für zwei Field worker, die in ländlichen Gebieten den Frauen ihre Rechte lehren, wurden übernommen.Wir konnten wieder vielen Menschen effektiv helfen – dank eurer Unterstützung. Herzlichen Dank dafür!Ich werde in wenigen Monaten wieder in Afrika sein. Herzliche Grüße
Zukunft für die Welt
Reise nach Swaziland im Mai 2019 (4 min.)Der Film zeigt die widrigen Lebensbedingungen von Nomsa, einer jungen behinderten Frau, der wir schließlich einen Rollstuhl besorgt haben.