Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht Dezember 2019
Liebe Afrikafreunde,
„Weihnachten mit Sakhile“ könnte ich meine Reise Ende Dezember kurz umschreiben. Wie es dazu kam, werde ich gleich berichten. Zunächst
aber war ich in Luphalala, wo wir vor kurzem unseren mittlerweile zehnten Brunnen gebohrt haben. Das Trinkwasser fließt zuverlässig und die
Menschen dort sind sehr glücklich darüber. Dann habe ich sehr viele Lebensmittel eingekauft und an bedürftige Familien verteilt. In einer Familie
hatten die Kinder schlimme Hautausschläge, teils durch Vitaminmangel, teils aber auch infektiös und durch Wurmbefall bedingt. Ich habe die
erforderlichen Medikamente besorgt und die Kinder behandelt.
Schließlich bat man mich, eine 27-jährige Patientin zu besuchen, die sehr krank sei. Ihr Name ist Sakhile. Sie lebt in einer Art Hospiz zusammen
mit einer Pflegerin. Nach allem, was man mir zuvor über ihre schwere Krankheit berichtet hatte, erwartete ich eine traurige oder gar depressive
Patientin. Doch als ich sie das erste Mal sah, war ich sehr überrascht: Sakhile war fröhlich und hatte ein ansteckendes Lachen. Sie gehört zu den
wenigen Menschen, die einen Raum regelrecht zum Strahlen bringen. Sie geht selbst in den sozialen Medien offen mit ihrer Krankheit um, weshalb
ich hier auch darüber berichten kann. Bereits als Kind hatte sie öfters Lungenentzündungen, ihre Bronchien sind mittlerweile irreversibel
erweitert. Für diese chronische Lungenerkrankung gibt es selbst in Deutschland keine ursächliche Therapie. Den sich ansammelnden Schleim – von
dem auch latente Infektionsgefahr ausgeht – versucht sie ständig auszuhusten. Mittlerweile hat sie leider auch Antibiotika-Resistenzen entwickelt.
Komplizierend kommt auch noch eine pulmonale Hypertonie hinzu – also ein Bluthochdruck im kleinen Blutkreislauf zwischen Lunge und Herz, was
die Atemnot noch verstärkt. Sie kann nur wenige Meter laufen und ist danach völlig erschöpft. Seit 2016 ist Sakhile über eine Nasensonde ständig
mit einem Sauerstoffgerät verbunden.
Fälschlicherweise wurde bei ihr lange Zeit eine Tuberkulose diagnostiziert und mit entsprechenden Nebenwirkungen behandelt. Hier fehlt in
Swaziland einfach die medizinische Erfahrung – Sakhile ist die erste Patientin im ganzen Land, bei der diese Erkrankung diagnostiziert wurde. In
ganz Swaziland gibt es keinen Lungenfacharzt. Daher versucht Sakhile, durch Spenden die fünfstündige Krankenwagenfahrt zu einem Facharzt in
Johannesburg/Südafrika zu finanzieren. Hierzu haben wir jetzt einen Großteil der Kosten beigesteuert.
Am Weihnachttag habe ich Sakhile zum Essen in ein Restaurant eingeladen. Den kurzen Weg vom Auto zum Esstisch haben wir Sakhile getragen. So
konnte Sakhile einen glücklichen Weihnachtstag verbringen. Ihr Zustand ist aber sehr fragil – quasi „von heute auf morgen“ kann sich ihr Zustand
rapide verschlechtern, z. B. durch eine Infektion, die
aufgrund der Antibiotikaresistenzen lebensbedrohlich sein
kann. Sakhile weiß das alles und lebt jeden Tag sehr
bewusst. Das ist es, was man spürt und was sie ausstrahlt –
die Fähigkeit, auch eine schlimme ausweglos scheinende
Situation anzunehmen. Lassen wir uns von ihrer positiven
Lebenseinstellung und Fröhlichkeit anstecken und hoffen
das Beste für sie!
Was haben wir dieses Mal bei den „Big 7“ erreicht?
1. Bildung
Für die drei Schulkinder der Familie Shabangu aus Piggs
Peak ganz im Norden des Landes haben wir die
Schulgebühren für 2020 bezahlt. Außerdem erhielten sie
Schulmaterialien und –kleidung. Im Februar werden dann
wieder die Schul- und Universitätsgebühren für unsere
anderen Schulkinder folgen
2. Landwirtschaft
Für die Familie von Nokuphila wurde ein Gemüsegarten
angelegt.
3. Infrastruktur
Für eine arme Familie habe ich die Wasserrechnung
übernommen und drei große Wäscheständer aufgestellt.
Einer anderen Familie finanzierten wir die Verlegung von
Stromleitungen. Für unseren Brunnen in Majaluga wurden
Teile zur Instandhaltung besorgt. In unserem
Waisenkinderdorf wurden nach einem Sturmschaden zwei
Türen und eine Fensterscheibe erneuert. Außerdem erhielt
eines der Häuser einen frischen Außenanstrich.
4. Gesundheit
Ich habe viele Menschen behandelt und mit Medikamenten
besorgt. Für einen dreijährigen Jungen, der sich vor einigen Jahren eine Unterschenkelfraktur zugezogen und durch die vorgenommene
Gipsbehandlung einen Spitzfuß entwickelt hatte, ließen wir einen orthopädischen Schuh anfertigen, damit er wieder besser laufen kann.
5. Frauenprojekte
Wir haben Mietkosten für einige allein erziehende Mütter übernommen und sie mit Lebensmitteln
versorgt.
6. Hilfe für bedürftige Menschen
Ich habe wieder die behinderte Nthando besucht. Sie freute sich riesig über meinen Besuch und die mitgebrachten Lebensmittel, Kleider und
Windeln. An viele weitere arme Familien haben wir Lebensmittel und Kleidung verteilt. Stellvertretend nenne ich Gogo Ndzimandze, die als
Großmutter mit zehn ihrer Enkelkinder zu überleben versucht. Die Eltern der Kinder leben nicht mehr oder kümmern sich nicht. Hier fehlt es
buchstäblich an allem. Als ich dort ankam, gab es nichts mehr zu essen. Manchmal will es das Schicksal offenbar, dass ich zur rechten Zeit am
richtigen Orten bin. So war es auch hier. Ich konnte die Familie mit genügend Lebensmitteln für die kommenden zwei Monate versorgen – dann
werde ich wieder nach ihnen schauen.
7. Small Business (Selbständigkeit)
Bali, eine allein erziehende Mutter, kocht sehr gerne und möchte ein „Catering-Startup“ beginnen, um finanziell unabhängig zu werden. Sie hat
schon privat im Kleinen angefangen und sich einen kleinen Kundenstamm „zusammengekocht“. Ihr Vorhaben haben wir finanziell unterstützt.
Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Swaziland zu helfen. Lasst uns weitergehen und danach streben, die Welt etwas
besser zu machen. Ich wünsche Euch allen ein Gutes Neues Jahr 2020 und dass alle gesund bleiben.
Herzliche Grüße, Euer