Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht Juni 2018
Liebe Afrikafreunde,
ich sitze im Garten und lausche den Vogelstimmen. Die Bilder meines jüngsten Swaziland-Aufenthaltes sind noch lebendig in meinem Kopf. Ich
sehe die Doppelgarage neben dem Haus und denke an die siebenköpfige Familie von Nokuphila, die auf einer Fläche wie eben diese Doppelgarage
lebt. In der einen „Doppelgaragenhälfte“ wohnen, schlafen und lernen sie und in der anderen wird gekocht. Das Wellblechdach, das über
Holzbalken notdürftig mit Nägeln befestigt war, wurde von innen durch senkrechte Holzpfosten gestützt, damit es nicht zusammenbricht, denn
die Dachhölzer waren morsch, da es in den Raum regnete.
Gleich am ersten Tag stieg ich mit Mbuzo Mazija – Maurer und Zimmermann in
einer Person – auf das Dach. Wir konnten nur am Rand stehen, wo das Dach an die
Wandmauer reicht. An jeder anderer Stelle wären wir durchgebrochen. Von hier
oben sah man die zahlreichen Roststellen und Löcher noch viel besser. Ich
erinnere mich an Mazijas Worte: „Doctor, this roof can break anytime.“ Nokupila,
ihre bettlägerige Oma, ihre Schwester und die weiteren vier Kleinkinder, die in
dem Raum darunter schliefen, hätten also jederzeit von dem schweren
Wellblechdach erschlagen werden können. Noch am selben Tag besorgten wir
sämtliches Material und Mazija begann mit der Arbeit. Binnen einer Woche hatte
die Familie sprichwörtlich ein neues Dach über dem Kopf. Außerdem kauften wir
Steine und Zement, um das zerstörte Toilettenhäuschen zu ersetzen. Die Familie
von Nokuphila war überglücklich vor Freude.
Ich sitze im Garten und denke daran, wie ich gerade vorhin die morgendliche
Dusche genoss, das wunderbare Gefühl, einfach den Wasserhahn aufdrehen zu
können und das wunderbare klare und warme Wasser zu genießen – einfach
herrlich! Und welch ein Unterschied zu Swaziland, wo es in vielen Regionen so
wenig Wasser gibt. Welche Freude habe ich in den Gesichtern der Menschen
erkennen können, als wir es auch dieses Mal wieder möglich machten, einen
neuen Brunnen zu bohren. Unser bewährter „Brunnenbohrer“ Mbongeni Gule stieß
in 51 Meter Tiefe auf das kostbare Nass. Dieser neue Brunnen erreicht 300
Haushalte und damit über 2.000 Menschen. Welche Dankbarkeit wurde mir gerade
von den Frauen entgegen gebracht, waren sie es doch, die zweimal täglich
mehrere Kilometer zu Fuß zurücklegen mussten, um in einem Fluss Wasser für
ihre Familie herbei zu schleppen. Welche Mühe wurde ihnen jetzt durch den Bau
dieses Brunnen erspart! Die eingesparte Zeit gibt ihnen die Möglichkeit, einen
Gemüsegarten anzulegen und diesen mit dem Brunnenwasser zu gießen. Unsere
Brunnen helfen auch, Krankheiten zu vermeiden, da man sich mit ausreichend
Wasser nach dem Toilettengang und vor dem Zubereiten der Mahlzeiten die Hände
intensiver waschen kann.
So viel kann man bewirken mit einfachen Dingen, dank euch, liebe Spenderinnen
und Spender! Lasst uns gemeinsam weitergehen, lasst uns vor allem zusammen
gehen. Getreu unserem Motto nach einem afrikanischem Sprichwort: „Wenn du
schnell gehen willst gehe alleine. Doch wenn du weit gehen willst, gehe mit
anderen.“
Was haben wir dieses Mal bei den „Big 5“ (Bildung, Landwirtschaft, Infrastruktur, Gesundheit, Frauenprojekte) erreicht?
1. Bildung:
Ausbildungskosten für das Lehramtstudium für Vulewa Shongwe wurde übernommen. Außerdem bezahlen wir die Miete für ein Zimmer, da sie zum
Studium in die Stadt umziehen muss. Für weitere Schulkinder wurden Schuluniformen und Bücher besorgt.
2. Landwirtschaft:
Neue Pflanzensetzlinge für unseren Gemüsegarten wurden besorgt. Jedes Kind in unserem Dorf hat seine eigene kleine Parzelle aufbereitet, und
Setzlinge gepflanzt.
3. Infrastruktur:
Ein neuer Brunnen wurde gebohrt in Pigg`s Peak. Für die Familie von Nokuphila wurde ein neues Dach er-richtet, das Mauerwerk des Hauses
verputzt und ein neues Toilettenhäuschen gebaut. Außerdem wurden zwei neue Außentüren installiert und ein zerbrochenes Fensterglas ersetzt.
Für unsere Solaranlage im Wai-senkinderdorf wurden Batterien ausgetauscht, damit das Licht in den Räumen ausreichend hell ist, zumal die
Kinder auch abends noch Schulaufgaben machen. Im Dorf wurden einige Reparaturen im Sanitärbereich durchgeführt. Für die Kinder kauften wir
neue Bettdecken – dort herrscht jetzt Winter und die Nächte sind recht kühl. Außerdem besorgten wir neue Teller, Tassen, Essbestecke und
Kochtöpfe. Die 2 x 5.000 Liter Wassertanks wurden auch wieder neu befüllt.
4. Gesundheit:
Ich behandelte wieder Patienten und besorgte Medikamente. Für eine Patientin wurden die Krankenhauskosten übernommen.
5. Frauenprojekte:
Wieder haben wir Lebensmittel an allein erziehende Mütter und Großmütter verteilt. Diese „Essenspakete“ bestehen aus Reis, Maismehl, Bohnen,
Öl zum Kochen sowie Gemüse und Obst.
Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Swaziland zu helfen. Ich werde in wenigen Monaten wieder in Afrika sein.
Herzliche Grüße