Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht August 2016
Liebe Afrikafreunde,
diese Reise war sehr spontan. Im Juni hatte ich ja berichtet, dass wir erfolgreich einen weiteren Brunnen gebohrt haben zur Wasserversorgung
der armen Menschen im Umland. In über 100 Metern Tiefe waren wir auf das kostbare Nass gestoßen, es musste jetzt nur noch die Pumpe
installiert werden. Doch es gab Probleme: Die Baufirma, die den Brunnen hätte fertig stellen sollen, brachte die Arbeiten einfach nicht zu Ende.
Trotz Druck durch meine Mitarbeiter vor Ort und dem Hinweis, dass die Menschen verzweifelt auf das Wasser warteten, wurden wir immer wieder
vertröstet, und nichts geschah. So flog ich jetzt ohne Ankündigung vor Ort und stellte die Firma zur Rede. Die Überraschung war perfekt, denn
man erwartete mich erst im November. Der Bauunternehmer ließ auch eine letzte Frist tatenlos verstreichen. Daher verlangte ich das Geld für
die Pumpe zurück und beauftragte eine andere Firma – diese installierte die Pumpe noch während meiner Anwesenheit innerhalb von zwei Tagen.
Jetzt läuft das Wasser! Die Menschen vor Ort sind sehr glücklich,
mussten sie doch bisher sechs Kilometer weit zur nächsten
Wasserstelle laufen. Aber was war das für Wasser! Es war stark
verunreinigt und grünlich verfärbt. Unser neuer Brunnen hingegen
fördert nun frisches und klares Trinkwasser.
Die Trockenheit im Land nimmt immer mehr zu. Jetzt – auf der
Südhalbkugel ist derzeit Winter – regnet es ohnehin nicht. Die
Menschen vor Ort sagen mir, dass sie sterben werden, wenn es im
Sommer nicht endlich regnet. Viele Menschen haben nichts mehr
zu essen und sind völlig auf staatliche Hilfen angewiesen. Ich kam
an einem Platz vorbei, wo man Lebensmittel für rund 3.000
Menschen austeilte. Da bekam ich die ganze Dimension des
Problems zu spüren, denn diese tausenden Hungernden zu sehen,
die sich und ihre Familien nicht ernähren können, weil in ihren
kleinen Gemüsegärten zuhause wegen des Wassermangels nichts
mehr wächst, war sehr bewegend.
Was haben wir dieses Mal bei den „Big 5“ (Bildung, Landwirtschaft,
Infrastruktur, Gesundheit, Frauenprojekte) erreicht?
1. Bildung
Für Sipho, einem Schulabgänger, wurden die Kosten für eine
Berufsausbildung als Lehrer bezahlt.
2. Landwirtschaft
Neue Gemüsesetzlinge wurden gepflanzt: Spinat, Salat, Rote
Beete, Zwiebeln und Tomaten. Der Gemüsegarten wurde mit einem
höheren Zaun versehen, da die Nachbarshühner immer mal wieder
unsere Setzlinge gefressen hatten. Außerdem pflanzten wir einen Leopard-Tree in der Nähe unseres Kinderspielplatzes. Dieser Baum wächst
schnell und ist nach oben hin recht ausladend. So wird er bald Schatten spenden und ein Ort sein, an dem man sich gerne ausruht.
3. Infrastruktur
Während meines jetzigen Aufenthaltes habe ich das Material für Sibongiles neues 5x6m großes Haus besorgt. Das Fundament wurde bereits
ausgehoben und betoniert.
Den monatlichen Großeinkauf für Lebensmittel für unser Dorf haben wir erledigt und wieder viele Menschen in der Umgebung mit dem Nötigsten
versorgt: Maismehl, Reis, Bohnen, Öl zum Kochen.
Der Brunnen für die Gemeinde ist jetzt fertig, er versorgt 300 Haushalte mit Wasser. 101 m tief ist der Brunnen, der Wasserspiegel steht bei 24 m.
Da unsere Pumpe bis 48 m Tiefe reicht, können immer 24 m Wassersäule gepumpt werden. In einem Meter Rohrlänge stecken 18 Liter Wasser. Das
bedeutet, dass man jedes Mal 432 Liter Wasser (das sind 22 Eimer Wasser) fördern kann. Danach muss man einige Minuten warten, bis sich bis das
Rohrsystem wieder mit Wasser füllt („recovery time“).
Der Wassertank einer armen Familie in unserer Nachbarschaft wurde mit frischem Wasser aufgefüllt.
4. Gesundheit
Gesundheitlich geht es den Kindern und Müttern nach wie vor sehr gut. Ich behandelte wieder viele Patienten und machte auch einige
Hausbesuche. Besonders hat mich eine 70-jährige nierenkranke Frau bewegt, die unter einfachsten Bedingungen von ihren zwei Enkeln gepflegt
wird.
Viele Medikamente wurden wieder besorgt und an Kranke verteilt. Außerdem wurde die Zahnbehandlung für einen Patienten übernommen.
5. Frauenprojekte
Unsere bewährten Lebensmittel-Pakete bestehend aus Maismehl, Reis, Bohnen und Öl zum Kochen wurden wieder direkt an allein erziehende
Mütter und Großmütter abgegeben. Auch die mitgebrachten Schuhe und Kleider wurden verteilt.
Danke an euch alle für eure treue Unterstützung unserer Projekte. Schließen möchte ich heute mit einer afrikanischen Redewendung:
„Ein klein wenig, das ist auch ein Beitrag. Es ist das Herz, das gibt. Die Hände geben nur her.“
Bald werde ich wieder in Swaziland sein.
Herzliche Grüße