Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Bericht Februar 2014
Liebe Afrikafreunde,
vor wenigen Wochen bin ich wieder aus Afrika
zurückgekommen, bereichert mit vielen Eindrücken
und neuen Geschichten.
Zunächst einmal war die Wiedersehensfreude groß.
Unseren Kindern geht es sehr gut und die Mütter
machen ihre Arbeit mit viel Liebe und Herzblut. Gleich
am zweiten Tag meiner Ankunft wurde die Pumpe auf
den schon im November gebohrten Brunnen installiert.
Die Freude war unbeschreiblich groß, als nach
wenigen Pumpversuchen klares und gutes Wasser aus
der Erde kam. Das war das „Highlight“ dieser Reise.
Zwar brauchen wir nach wie vor regelmäßige
Wasserlieferungen für unsere 2 x 5.000 Liter fassenden
Wassertanks, um die Toiletten und Waschbecken mit
Wasser zu versorgen, aber das Brunnenwasser macht
uns doch unabhängig.
Der Brunnen liegt in der Nähe unseres inzwischen erweiterten Gemüsegartens. Das Wasser kann hervorragend zum Gießen verwendet werden.
Wir haben jetzt zusätzlich Butternuss und Mais angebaut und außerdem frische Setzlinge für Kohl, Spinat, Salat, Paprika und Tomaten gepflanzt.
Drei Bananenbäume wurden in unmittelbarer Nähe zum Brunnen gepflanzt, da Bananenstauden viel Wasser benötigen. Dafür wachsen Bananen
sehr schnell und angeblich tragen sie schon nach acht Monaten Früchte.
Bereits im November hatte ich im großen Rundhaus, wo sich alle zum Essen und den Schularbeiten versammeln, eine Solaranlage installiert, so
dass dort jetzt abends Licht brennt. Diese Anlage funktioniert zuverlässig und die Kinder können auch abends noch lernen, spielen, lesen und die
Mütter Näharbeiten machen.
In unserer Ambulanz wurden neue Möbel vom örtlichen Schreiner geliefert. So haben wir dort jetzt eine Patientenliege, einen Schrank und einen
Tisch mit Stühlen, so dass ich künftig Kranke besser behandeln kann. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass ich zwei von unseren
Kindern Dornen aus den Fußsohlen entfernt habe, bei einem war schon eine Eiterung aufgetreten. Gut, dass wir neben Kleidern auch wieder
gute Schuhe für die Kinder mitgebracht hatten. Der Verschleiß an Schuhen ist nicht zuletzt deshalb groß, weil die Kinder täglich auf
Schotterwegen bis zu sechs Kilometer für den Hin- und Rückweg zur Schule zurücklegen müssen. Auch unsere Jüngsten, Favoured und Bayandza,
gehen diesen Weg zum Kindergarten. Favoured besuchte erstmals den
Kindergarten.
Ich war auch im Krankenhaus in Hlatikulu, wo ich als Arzt gearbeitet
hatte. Dort traf ich Nokuphila, eine unserer Schülerinnen. Sie hatte
dieses Jahr die Schule nicht geschafft. Noch im letzten Jahr war sie die
Klassenbeste und umso erstaunlicher war es jetzt für mich, als ich
hörte, dass gerade sie jetzt das Schuljahr wiederholen musste. Auf
meine Nachfrage stellte sich heraus, dass eben die Großmutter, zu der
sie gezogen war, schwer krank war und für lange Zeit im Krankenhaus
lag. Dies bedeutete für Nokuphila, dass sie täglich ins Krankenhaus
laufen musste und bei der Pflege behilflich war. Außerdem schleppte sie
Wäsche ihrer Großmutter mit nach Hause, um diese am Fluss zu waschen
und um sie anschließend wieder zum Krankenhaus zurückzubringen.
Wegen des großen Zeitaufwands blieb ihr daher nicht genügend Zeit zum
Lernen und auch abends war an Studieren nicht zu denken, denn es gab
in ihrer Hütte nicht genügend Kerzenlicht. Außerdem musste sich
Nokuphila zur selben Zeit nach der Schule noch um die zwei Kleinkinder
ihrer halbtags arbeitenden Schwester kümmern, diese Aufgabe
übernahm bisher immer ihre Großmutter. Daher schaffte Nokuphila in
diesem Jahre die Schule nicht und erwartete mich mit großen,
ängstlichen Augen, denn sie war sich nicht sicher, ob ich ihr erneut das
Schulgeld bezahlen würde, weil sie es nicht geschafft hatte. Umso
erleichterter war sie anschließend und glücklicherweise ist ihre
Großmutter wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, so dass
jetzt für Noluphila wieder Zeit zum Lernen bleibt.
Sakhile, unser ältester Junge im Waisenkinderdorf, kam jetzt in die
weiterführende Schule und die Schuluniform, die die Jungen hier tragen
müssen, beinhaltet auch das Tragen einer Krawatte. So haben wir das
Krawattenbinden einstudiert und er war sichtlich stolz in seiner
schmucken Uniform. Sakhile wuchs bei seiner Großmutter auf, nachdem
seine Eltern früh gestorben waren. Er bat mich, seine Großmutter zu
besuchen, da sie krank war. Bei dieser Gelegenheit bekam ich auch
gleichzeitig einen Eindruck, wie viele unserer Waisenkinder zuvor gelebt haben, bevor sie zu uns ins Dorf kamen. Ich habe schon viel arme
Menschen im Land gesehen und auch viele ärmliche Behausungen, und dennoch hat diese Unterkunft von Sakhile`s Großmutter nochmals vieles
in den Schatten gestellt, was ich bisher gesehen hatte. In der kleinen dunklen, fensterlosen Hütte war eine Liegestätte auf dem Boden. Neben
der eigentlichen Hütte war ein „Verschlag“ aus Decken, Pappkartons und Plastikplanen, und drinnen befand sich auf dem Boden eine
Feuerstelle, die zum Kochen diente. Hier war Sakhile also aufgewachsen! Seine Großmutter saß vor ihrer Hütte auf dem Boden und erzählte mir,
dass der ganze Körper seit Monaten schmerzte. Bei der körperlichen Untersuchung stellte sich heraus, dass die Krankheit hauptsächlich ein
Mangel an Nährstoffen war, denn sie hatte über lange Zeit nur Wasser und Reis zu sich genommen. Wir versorgten sie mit Medikamenten und
Lebensmitteln.
Dieses Mal konnte dank Eurer Hilfe folgendes verwirklicht werden:
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Ein Brunnen wurde in unserem Waisenkinderdorf angelegt, so dass wir immer Wasser zur Verfügung haben.
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Der Gemüsegarten wurde erweitert und neue Bäume gepflanzt.
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Das Schulgeld für die Kinder wurde wieder für ein Jahr bezahlt.
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Schuluniformen und Schulbücher/Schulmaterialien wurden besorgt.
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Im Krankenhaus Hlatikulu wurde wieder Geld in unseren Fonds eingelegt, mit dessen Hilfe die Krankenhauskosten von sehr armen
Menschen bezahlt werden.
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Kleider und Schuhe wurden direkt vor Ort gebracht.
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Unsere Ambulanz wurde teilmöbliert.
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Essen für arme Menschen wurde besorgt und Kranke umsonst behandelt.
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Lebensmitteln für unser Dorf für einen ganzen Monat wurden eingekauft.
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Eine zweite Gasflasche für unseren Gasherd wurde besorgt.
Es bleibt noch vieles zu tun. Das nächste Mal möchte ich noch eine weitere kleine Solaranlage für das nächste Haus installieren. Nachhaltigkeit
und Selbständigkeit sind mir sehr wichtig in unserem Dorf. Außerdem werde ich wieder nach der Großmutter von Sakhile schauen.
Ich möchte Euch allen danken, dass mit Eurer Hilfe dort so viel zu bewirken ist und verbleibe mit den besten Wünschen.
Herzliche Grüße
Bei der Reise entstanden erstmals Filmaufnahmen von unserem Kinderdorf.
Herausgekommen ist dieser 14-minütige Film.