Dr. Bernhard Huber-Stiftung
Liebe Afrikafreunde, gerade bin ich aus Eswatini zurückgekehrt und habe mir noch einmal ein kurzes, aber emotionales Video angeschaut, das mir eine meiner dortigen Mitarbeiterinnen geschickt hat. Darin bedankt sich eine junge fünffache Mutter, die wir aus dem Gefängnis geholt haben. Wie war sie dort hineingeraten? War sie etwa eine Schwerverbrecherin? Nein, sie hatte in einem Laden lediglich Bodylotion für ihr vier Monate altes Baby gestohlen. Wie in so vielen anderen Ländern hat auch in Eswatini die Inflation, Armut und Verzweiflung der ohnehin armen Bevölkerung stark zugenommen, und in der Folge auch die Diebstähle. Jedenfalls erfuhr ich während meines jetzigen Aufenthalts aus der Tageszeitung von der drakonischen Strafe: Sieben Monate Haft für die junge Mutter! Kurzerhand bezahlten wir die Gebühr und die Frau kam endlich frei. Sie ist jetzt wieder daheim bei ihren Kindern. So viele Schicksale… Ich denke an den 10-jährige Bandile, den ich in meiner Sprechstunde im Kinderdorf behandelte. Der Junge hatte mit acht Jahren versehentlich (farbloses) Natriumsilicat getrunken und sich die Speiseröhre verätzt. Bis heute kann er keine Flüssigkeit schlucken und muss mit Spritzen über eine in der Bauchdecke liegende Magensonde ernährt werden. Anfangs lag er völlig abgemagert im Krankenhaus, und auch jetzt, zwei Jahre später ist er sehr dünn, weil die Sondenernährung schwierig ist. Bisher wurde noch keine Magenspiegelung gemacht – diese würde zeigen, wie stark die Vernarbungen und die Engstellen in der Speiseröhre sind. Eventuell könnte man dann eine Dilatation, also Aufweitung versuchen. Jedenfalls sprach mich auf dem Flug von Johannesburg nach Frankfurt mein Sitznachbar an. Er hatte mich bereits auf dem Flug von Eswatini nach Johannesburg gesehen – so kamen wir ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er aus Ohio/USA stammt und als IT-Spezialist in einem eswatinischen Krankenhaus arbeitet. Dort ist sein Vater als Kinderarzt tätig – eine Chance für Bandile! Mein Sitznachbar gab mir die Kontaktdaten seines Vaters. Bei meinem nächsten Besuch werde ich mit ihm über die Behandlung des Jungen sprechen. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mann aus Ohio zweimal mit mir im selben Flieger sitzt, mich erkennt, wir ins Gespräch kommen und am Ende sein Vater eine Chance für den kranken Bandile ist? Ein Freund in Eswatini meinte einmal: „Es ist vieles unvollkommen und schlimm hier. Doch manchmal tun sich Türen auf.“ Im Mittelpunkt meines Besuchs stand eine große Lebensmittelaktion im Kinderdorf. Über hundert sehr arme Familien konnten wir versorgen – ein unvergessliches Erlebnis. Als Dank schenkten sie mir handgefertigte Sandalen eines örtlichen Schuhmachers. Umso rührender angesichts der Tatsache, dass ja viele Menschen dort selbst keine Schuhe besitzen. Was haben wir dieses Mal bei den „Big 7“ erreicht? 1. Bildung Für zwei Studentinnen übernahmen wir die Transportkosten ins Nachbarland Südafrika zu ihrem Studien- bzw. Praktikumsplatz. Außerdem besorgten wir wieder Schuluniformen und Aufgabenhefte. 2. Landwirtschaft Wir besorgten viele Setzlinge – es ist die Zeit für den Maisanbau. Auch die Kosten für das Pflügen eines großen Feldes mit dem Traktor wurden übernommen. 3. Infrastruktur Für eine Familie bezahlten wir die Stromrechnung, einer zweiten Familie 20 Meter Kupferkabel zum Anschluss an das öffentliche Stromnetz und einer dritten das Material zum Bau eines kleinen Hauses. 4. Gesundheit Ich behandelte wieder etliche Patient/innen und versorgte sie mit aus Deutschland mitgebrachten Arzneimitteln. 5. Frauenprojekte Vielen Frauen mit Kindern und auch Gogos, die mit ihren Enkelkindern leben, statteten wir mit Kleidung, Lebensmitteln und Hygieneartikeln aus. 6. Kleinunternehmen 7. Bedürftige Für viele Familien kauften wir Grundnahrungsmittel. Die Lebensmittelaktion in unserem Kinderdorf versorgte weitere 120 Familien. Insgesamt verteilten wir dabei knapp vier Tonnen Hilfsgüter, darunter jeweils über eine Tonne Maismehl und Reis, je 600 kg Bohnen und Mabele Meal (spezielles Mehl für Kinder), 240 Liter Sonnenblumenöl und 120 Stück Seife. Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung, den Menschen in Eswatini zu helfen. Es ist zu spät, um nur zu hoffen. Lasst uns weiter handeln! Herzliche Grüße
Zukunft für die Welt
Bericht November 2025